Kommentar zur CSU-Flüchtlingspolitik Die nächste Attacke

Gleich zum Jahresauftakt wieder ein echter Seehofer. Der CSU-Chef macht dort weiter, wo er bei seinem Auftritt vor dem CDU-Bundesparteitag in Karlsruhe aufgehört hatte: Der Streit in den Unionsparteien um eine Obergrenze für Flüchtlinge in Deutschland geht damit weiter.

Seehofer hat nun auch noch eine Zahl ins Spiel gebracht: Maximal 200.000 Flüchtlinge pro Jahr sind aus seiner Sicht verkraftbar. Danach soll Schluss sein.

CDU-Chefin Angela Merkel wird auch dieses Mal den CSU-Vorsitzenden gewähren lassen, weil der Flüchtlingszuzug ohnehin in Europa entschieden wird und nicht im Freistaat Bayern. Seehofer wird unter anderem von der Sorge angetrieben, rechts von der CSU könnte eine politische Kraft zumindest so viel Zustimmung erheischen, dass die CSU erneut die absolute Mehrheit verlieren könnte und den Alleinvertretungsanspruch in Bayern womöglich teilen müsste. Also setzt Seehofer einen Seitenhieb nach dem nächsten gegen Merkel. Sein ewiges Credo in der Flüchtlingspolitik bleibt eine Obergrenze.

Natürlich kann auch ein reiches Land wie Deutschland nicht unbegrenzt lange einen Flüchtlingszuzug von jährlich mehr als einer Million verkraften. Und ohne Integration wird es nicht gehen, weil Parallelgesellschaften die Regeln des Zusammenlebens einer offenen demokratischen Gesellschaft aushöhlen. Doch Seehofer gaukelt der Bevölkerung vor, ein Limit könnte den Zustrom stoppen. Weil die Ursachen von Flucht auch damit nicht beseitigt sind, will Merkel jenes Wort nicht in den Mund nehmen, das die CSU von ihr so gerne hören würde: Obergrenze.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Das Ende der Doppelspitzen
Kommentar zu Partei-Doppelspitzen und dem Koalitionsausschuss Das Ende der Doppelspitzen
Mehr Offenheit gewünscht
Kommentar zum Gemeinnützigkeitsrecht Mehr Offenheit gewünscht
Zum Thema
Erleichterung
Kommentar zum Selbstbestimmungsgesetz Erleichterung
Der Stern von Björn Höcke sinkt
Kommentar zum TV-Duell von Höcke und Voigt Der Stern von Björn Höcke sinkt
Aus dem Ressort
Das Dilemma
Kommentar zu Europa und den Reformen in PolenDas Dilemma
Besonnenheit
Kommentar zur Terrorwarnung in München Besonnenheit
EU in Gefahr
Kommentar zur neuen EU-Ratspräsidentschaft EU in Gefahr