Kommentar Die neuen NSA-Enthüllungen - Ohr im Netz

Washington · Unseren täglichen NSA-Skandal gib uns heute. Aber mal ehrlich: Die Meldung, dass Amerikas Auslandsgeheimdienst sich von nichts und niemandem, erst recht nicht von Firewalls und kryptologischen Verschleierungs-Techniken beim Ausspionieren aufhalten lässt, kann nicht wirklich überraschen.

Dass die digitalen Landsknechte von Fort Meade dabei Internet-Firmen die Pistole auf die Brust setzen und letztlich zum Betrug am Kunden zwingen, ist ebenso atemberaubend wie rechtlich fragwürdig.

Aber durch die amerikanische Brille betrachtet nur zeitsparend und ökonomisch. Wer den Späh-Zugang sozusagen ab Werk eingebaut hat, muss hinterher keine großen Verrenkungen mehr machen beim Datenabschöpfen. Die jüngsten Enthüllungen werden erneut eine Welle von Ratgebern auslösen, wie man sich den dubiosen öffentlich-privaten Partnerschaften entziehen kann, die Staatsgewalt und Internet-Industrie in den USA eingegangen sind. Die Frage, welche einzelnen Verschlüsselungsdienste noch koscher sind, erscheint dabei nebensächlich.

Solange die europäischen Länder sich nicht unabhängig machen von amerikanischer Netz-Technologie, amerikanischen Daten-Wolken und amerikanischen Server-Farmen, solange wird die NSA potenziell immer mit einem Ohr mithören und mitlesen, wenn Kommunikation über das Internet vollzogen wird. Nur technologische Eigenständigkeit könnte gewährleisten, dass kein unerwünschter Gast Zutritt zur Privatsphäre erhält.

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