Kommentar Die NRW-CDU nach dem Debakel - Mit welchem Kurs?
Nach dem politischen Erdbeben in NRW sammelt die CDU die Trümmer. Dass Norbert Röttgen der Landespolitik den Rücken kehrt, ist konsequent.
Die bequeme Deutung allerdings, dass der geschlagene Berliner Minister die alleinige Schuld für das dramatische Debakel am Rhein trägt, führt in die Irre. Das Fiasko der CDU am "schwarzen Sonntag" muss inhaltlich wie personell analysiert werden. Das war 2010 nach dem Sturz von Jürgen Rüttgers nicht der Fall.
Es ist nicht damit getan, einen CDU-Landeschef durch einen anderen zu ersetzen. Die Frage lautet: Trifft die CDU noch das Lebensgefühl in den Städten? Warum sind 190.000 ehemalige CDU-Wähler zur SPD abgewandert, obwohl die Union vor deren Schuldenkurs warnte?
Und warum verliert die Union auch kräftig in den traditionellen Hochburgen? Die CDU kann nicht zur Tagesordnung übergehen. Der Machtkampf zwischen dem Sozialpolitiker Laumann und dem Modernisierer Laschet ist auch ein Streit über den künftigen Kurs. Laumann repräsentiert das konservativ-soziale Profil der CDU, Laschet steht für ein großstädtisches Milieu.
Der neue Landeschef muss gleichzeitig der SPD-Siegerin Hannelore Kraft in den Medien Paroli bieten und den FDP-Überflieger Christian Lindner in der Opposition ausstechen. Viele trauen das eher dem redegewandten Laschet als dem hemdsärmeligen Laumann zu. Laschet hat eine schnelle Vorentscheidung über den CDU-Landesvorsitz im Parteivorstand verhindert: Die Befristung von Laumanns Wahl zum Fraktionschef auf wenige Wochen ist ein deutliches Signal: Im Juni werden die Karten neu gemischt.