Kommentar zu Bonn/Berlin Die Situation ist da

Wenn alle Kabinettsmitglieder in Berlin so "mutig" sind wie die Bundesbauministerin, muss es einem um die politische Führung in diesem Land Angst und Bange werden. Oder: Sie sollte sich an der Kanzlerin ein Beispiel nehmen.

Da riskiert Angela Merkel mit ihrer Flüchtlingspolitik das Ende ihrer Karriere und Barbara Hendricks ist noch nicht einmal in der Lage, klipp und klar für das zu stehen, was sie will: den Komplettumzug aller Bundesministerien von Bonn nach Berlin. Immerhin gibt es seit gestern eine belastbare Äußerung dieses Inhalts aus ihrem Hause. Es ist schlicht schlechter Stil, eine offene und ehrliche Debatte über das Thema anzukündigen, das eigentliche Ziel aber zu vernebeln. So weit, so schlecht. In der Sache kann der Vorstoß aus Berlin nicht überraschen. Es war in der Tat nur eine Frage der Zeit, bis es dazu kommen würde.

Bonn und die Region tun gut daran, sich auf die neue Situation schnell einzustellen, zumal Berlin aufs Tempo drückt: Schon in anderthalb Jahren sollen die Entscheidungen gefallen sein. Da bleibt nicht viel Zeit für Verhandlungen. Die Eckpunkte einer künftigen Regelung sind aus Bonner Sicht eindeutig: Erstens darf es keinen Arbeitsplatzabbau geben. Zweitens liegt die politische Perspektive in der Fortentwicklung der Bundesstadt zur UN- und zur Wissenschaftsstadt. Und drittens ist deshalb der Bestand der damit verbundenen Ministerien für Entwicklung, Umwelt, Bildung und Forschung am Rhein zentral. Gelingt dieser Dreisprung, muss man sich um die Zukunft der einstigen Bundeshauptstadt nicht sorgen.