Kommentar Die Spionageaffäre - Im Spinnennetz

Berlin · Die Sensibilität steigt meist mit der eigenen Betroffenheit. Seit öffentlich ist, dass die Lauscher des US-Geheimdienstes NSA selbst ein Mobiltelefon von Bundeskanzlerin Angela Merkel abschöpfen, ist auch der Aufklärungswille der noch geschäftsführenden schwarz-gelben Bundesregierung gestiegen.

Im Sommer noch hatte Merkel reichlich leidenschaftslos zur berichteten massenhaften Ausspähung deutscher Internetnutzer durch die NSA gesagt, man sei um Aufklärung bemüht. Außerdem gelte auf deutschem Boden deutsches Recht.

Ex-NSA-Mitarbeiter Edward Snowden hat dieser und der nächsten Bundesregierung jede Menge Arbeit auf den Tisch geschaufelt. Dankbarkeit ist in der Welt der "Geheimen" wie auch der Regierenden keine Kategorie, nach der Spielregeln geändert würden. Doch ohne den ins russische Asyl ausgebüxten Snowden wäre Deutschland weiter ein Tal der Ahnungslosen. Trotzdem wird Snowden für seine Aufklärung kein Asyl in Deutschland bekommen, weil Merkel ihr passables Arbeitsverhältnis mit US-Präsident Barack Obama nicht riskieren wird und darüber hinaus ohnehin größere Interessen walten.

Snowden ist gewissermaßen gefangen in einem Spinnennetz von Interessen. Dass Linke und Grüne als Klein-Opposition Asyl für Snowden fordern, ist immerhin ein Signal, verpufft aber an der Übermacht einer sich abzeichnenden großen Koalition. Doch zumindest hören sollten deutsche Ermittler den Mann, der in den USA inzwischen wie ein Staatsfeind gesehen wird. Und wenn es in Snowdens Exil in Moskau ist.

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