Kommentar Die Strategie der Grünen - Die nette Frau Merkel

Im Grunde genommen ist es eine Aussage ohne großen inhaltlichen Wert: Die Zeiten, in denen mit heftiger Aggressivität ein Anti-Wahlkampf gegen den Amtsinhaber erfolgreich bestritten werden konnte, sind längst vorbei.

Gerhard Schröder ist der letzte deutsche Kanzler, der 1998 aussprach, dass man Helmut Kohl nach 16 Jahren überdrüssig war. Angela Merkel nahm Schröder sieben Jahr später, in einer konjunkturell fürchterlichen Lage und vor dem Hintergrund der einschneidenden Hartz-Reformen, das Amt ab. Aber das klappte nur deshalb, weil man 2005 die große Koalition für den Übergang zu einer christliberalen Koalition zur Verfügung hatte.

Interessant an den Überlegungen von Volker Beck ist eines: Die Grünen haben offensichtlich ihre Berührungsängste gegenüber der CDU abgelegt. Merkels Persönlichkeit wird anerkannt, auch wenn die Aussage, die Kanzlerin sei "auch irgendwie nett", für den dogmatischen Flügel der Öko-Partei nicht tolerabel ist.

Beck ist dabei, Schwarz-Grün ein Stück weit zu enttabuisieren. Das gilt sicher nicht für die Zeit unmittelbar nach den anstehenden Bundestagswahlen. Aber Beck wird sich auch nicht missverstanden fühlen, wenn er seine Partei daran gewöhnt, Merkel und die CDU seien ganz passable Politiker und eines Tages mehr als nur potenzielle Partner.

Der Zeitpunkt der Äußerung ist klug gewählt: Jeder ahnt, dass es am 22. September für eine rot-grüne Koalition nicht reichen wird. Die Grünen klagen schon seit geraumer Zeit über die Schwäche der SPD. Insoweit startet Beck den überfälligen Emanzipationsprozess.

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