Kommentar Die Streikdrohung der Praxisärzte - Sparen an falscher Stelle
Die Entwicklungen der modernen Medizin empfinden viele Menschen als einen großen Segen. Minimalinvasives Operieren, das schnelle Wundheilung bringt, Organtransplantationen, die Sterbenskranken noch viele Lebensjahre schenken können, und dann die vielen bildgebenden Verfahren, die auf schmerzlose Weise über Krankheiten aufklären können, wo früher kein ärztliches Auge ohne operativen Eingriff hätte hinblicken können!
Die Kehrseite ist, dass all dies viel Geld kostet. Geld, das an anderer Stelle eingespart werden muss, oft aber an der falschen. Die Folge ist: Zu viele Operationen, zu viele Untersuchungen, zu viele Medikamente. Und zu wenig Gespräche zwischen Arzt und Patient. Denn der zwischenmenschliche Kontakt kostet Zeit, die in der ärztlichen Vergütung immer noch nicht ausreichend berücksichtigt wird.
Dabei wäre es bei manchen Patienten, die mit ungeklärten Beschwerden kommen, für den Arzt besser, genauer hinzuhören, um herauszufinden, was deren (eigentliches) Problem sein könnte.
Die ungleiche Honorarverteilung zwischen den Arztgruppen bleibt ein Skandal. Sie trägt mit dazu bei, dass sich auf dem flachen Land immer weniger Allgemeinmediziner niederlassen wollen.
Gerade der Hausarzt, schlecht honoriert, ist ein Beruf, den viele aus Berufung wählen. Die angedrohten Proteste der Praxisärzte sind gleichwohl eine Zumutung für die Versicherten. Wenn Krankenkassen und Ärzte keine Lösung finden, muss sich die Politik einschalten. Der Gesundheitsminister aber duckt sich bisher weg.