Kommentar Die Suizidstudie der WHO - Verantwortung schützt

Alle 40 Sekunden tötet sich ein Mensch. Hinter jedem Fall steckt eine persönliche Tragödie, für denjenigen, der freiwillig aus dem Leben scheidet und für die Angehörigen.

Und es ist ein globales Phänomen, das in fast allen Altersgruppen auftritt. In vielen Gesellschaften bleibt der Suizid aber tabu. Man spricht nicht drüber, die Familien leiden still.

Jetzt widmet sich erstmals die Weltgesundheitsorganisation (WHO) dem sensiblen Thema. Die WHO fordert mehr Engagement gegen den Freitod, eine bessere Prävention. Eine zentrale Rolle spielen die Medien. Es scheint erwiesen, dass sensationslüsterne Berichterstattung über den Suizid von Prominenten andere, bereits gefährdete Menschen, zu der nicht mehr revidierbaren Tat verleitet.

So geht die WHO davon aus, dass nach dem Freitod des früheren deutschen Nationaltorhüters Robert Enke 2009 die Zahl der Menschen, die sich vergleichbar umbrachten, drastisch anstieg. Verantwortlich produzierte Beiträge können also schon helfen, viele Lebensmüde zu schützen.

Die meisten seriösen Medien in Deutschland werden ihrer Verantwortung gerecht. Einige Zeitungen, etwa in Brasilien, schreiben sogar grundsätzlich nicht über Freitod. Die sozialen Medien und etliche Internetseiten aber entziehen sich der Kontrolle. Zumal junge Menschen in einer virtuellen Welt verschwinden, in der Freitod und andere Formen der Gewalt verherrlicht werden.

Dieser künstliche Raum stellt für eine nicht zu unterschätzende Zahl von Heranwachsenden, aber auch für Ältere, eine tödliche Gefahr dar - und dieser Raum wächst und wächst.

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