Kommentar Die Synode der rheinischen Landeskirche - Weichenstellungen

Die Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland hat wichtige Weichen für die Zukunft gestellt: Künftig soll die Düsseldorfer Kirchenleitung nicht mehr finanziell über ihre Verhältnisse leben. Deshalb muss sie zunächst auf über acht Millionen Euro verzichten.

Und im kommenden Jahr will die Kirche noch einmal zwölf Millionen Euro einsparen. Selbst die Besetzung einer hauptamtlichen Oberkirchenratsstelle wurde mit einem einjährigen Moratorium versehen.

Für Präses Manfred Rekowski kann es angesichts der demografischen Entwicklung und der zu erwartenden Mindereinnahmen bei der Kirchensteuer kein "weiter so" geben. Wie sich der Sparkurs auf die 732 Gemeinden vor Ort auswirken wird - auch ihre Zahl wird sich in den kommenden Jahren weiter verringern - ist völlig offen. Kritisch werden die Gemeindemitglieder fragen, wieso auf der einen Seite drastisch gespart werden muss, auf der anderen Seite aber eine halbe Million Euro für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt werden sollen.

Weil die rheinische Kirche nach dem Willen ihrer Leitung auch in Zukunft ihrer Kernaufgabe (Verkündigung, Seelsorge, Diakonie und Bildung) nachkommen, aber zugleich ihre politische und gesellschaftliche Aufgabe nicht vernachlässigen soll. So sieht es jedenfalls Präses Rekowski.

Selbstverständlich hat er die schmerzlichen Prognosen vor Augen: Bis 2030 wird sich die Zahl der Gemeindeglieder von jetzt knapp 2,8 auf 2,3 Millionen verringern, die Einnahmen aus der Kirchensteuer von gegenwärtig fast 600 Millionen Euro halbieren , die Zahl der beamteten Pfarrerinnen und Pfarrer von 1800 auf 600 bis 700 schrumpfen - vorausgesetzt, es werden sich dann überhaupt noch so viele Menschen finden, die ein Pfarramt anstreben. Zweifel sind angebracht.

So richtig die neue Weichenstellung auch ist, so ist die damit verbundene Ungeduld gefährlich. Denn nicht nur die Landessynodalen müssen überzeugt werden, auch die Gemeinden. Bei ihnen herrscht vielfach die Angst vor einer Zentralisierung der Landeskirche auf Düsseldorf und Wuppertal und einer Abkehr vom presbyterial-synodalen System, also vom Aufbau der Kirche von unten nach oben.

Die Kirchenleitung benötigt für ihren Reformkurs mehr Geduld. Ein Blick auf die katholische Kirche, die aufgrund des Priestermangels einen von den Gläubigen weithin abgelehnten Konzentrationsprozess schon hinter sich hat, sollte vor allzu schnellen Reformschritten warnen. Zumal die gegenwärtig noch gute finanzielle Situation diese Zeit gewährt - freilich nicht auf Dauer. Anders ausgedrückt: Die Kirchenleitung tut gut daran, wenn sie die von der Synode bewilligte Weichenstellung behutsam nutzt und dabei ihre Mitglieder immer vor Augen hat. Alles andere wird der Kirchenleitung nicht gut bekommen.

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