Kommentar zu Trump und Bolsonaro Die Unmoral im Amt

Meinung | Berlin · Der brasilianische Präsident erkrankt nach leichtsinnigem Umgang mit dem Coronavirus, der US-Präsident hinterlässt nach einem Auftritt eine Corona-Schneise sprunghafter Neuinfizierungen. Bolsonaro und Trump sind für ihr Umfeld und ihre Bürger gefährlich, kommentiert unser Autor.

 US-Präsident Donald Trump auf einer Wahlkampfveranstaltung: Im Nachgang der Großveranstaltungen ist die Zahl der Neuinfektionen vor Ort sprunghaft angestiegen.

US-Präsident Donald Trump auf einer Wahlkampfveranstaltung: Im Nachgang der Großveranstaltungen ist die Zahl der Neuinfektionen vor Ort sprunghaft angestiegen.

Foto: dpa/Sue Ogrocki

Zwei Präsidenten, ein Versagen. Wer in Corona-Zeiten mit Donald Trump und Jair Bolsonaro in Berührung oder in ihre Nähe kommt, lebt gefährlich. Das Corona-Virus gibt es nicht, eine Erfindung dunkler Mächte, so die Haltung der beiden Politiker. Und falls es doch existiert, vergeht es wie durch ein Wunder.

Der brasilianische Präsident ist jetzt an dem Virus, dessen Lauf um den Erdball er bislang tunlichst ignoriert, mindestens aber verharmlost hat, selbst erkrankt. Und auch der US-Präsident hat nach einem Wahlkampfauftritt im Bundesstaat Oklahoma eine Corona-Schneise sprunghafter Neuinfizierung hinterlassen. Tausende Trump-Anhänger jubelten in der Stadt Tulsa ihrem Idol zu und trugen dabei – nach schlechtem Vorbild des Präsidenten – keine Schutzmasken.

Trump und Bolsonaro verkörpern auch auf diesem Politikfeld – dem weltweiten Kampf gegen die Pandemie -- Inkompetenz und Unmoral. Ihr Verhalten ist skandalös, ihre Ignoranz des hohen Amtes nicht würdig, das sie bekleiden. Man darf dabei aber nicht vergessen: Niemand hat das amerikanische wie auch das brasilianische Volk gezwungen, Trump und Bolsonaro zu wählen. Es war ihre freie Wahl. Bolsonaro, der mit zweitem Vornamen sinnigerweise auch noch Messias heißt, lässt weiter den Regenwald im Amazonas roden, Trump stiftet, wo er kann, globale Unruhe und Unfrieden.

Sowohl in den USA wie auch im aufstrebenden Schwellenland Brasilien bezahlen mittlerweile Hunderttausende Menschen den indiskutablen Umgang ihrer Präsidenten mit Corona mit dem Leben – mindestens jedoch mit einem schweren Krankheitsverlauf. Trump und Bolsonaro verhöhnen die Kranken, die Hinterbliebenen, die Toten.

Zumindest die Amerikaner haben bald Gelegenheit, Präsident Nummer 45 zu zeigen, was sie von dessen Art der Krisenbewältigung in Zeiten der Pandemie halten. Der Tag der Präsidentenwahl am 3. November könnte eine neue Art US-amerikanischer Independence Day werden: der Tag der Befreiung von Donald Trump.

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