Kommentar Die USA und der Syrien-Konflikt - Die Wende?

Es wäre die segensreiche Wende in einem ansonsten unaufhaltsam auf die Eskalation zulaufenden Konflikt: Russland, bislang Assads hartleibigster Gewährsträger, nimmt US-Außenminister John Kerry beim anscheinend unabsichtlich gesprochenen Wort und drängt das syrische Regime, sämtliche Chemiewaffen unter internationale Kontrolle zu stellen und - Achtung! - später zu vernichten.

Angesichts der zynischen Blockade-Politik, die Russland bisher vollführt hat, reibt man sich zwangsläufig die Augen. Warum erst jetzt? Was ist Kalkül, was echte Problemlösung? Die nächste Tage werden zeigen, ob Moskau die Krise nur abkühlen oder tatsächlich beilegen will.

Die Sorge vor einem Hinhalte-Manöver ist aus Sicht Washingtons nur berechtigt. Mit der überraschenden Volte hat Moskau Obamas umstrittene Pläne radikal durchkreuzt und der Diplomatie eine neue Chance gegeben. Der Präsident wollte am Abend ein Millionenpublikum per Fernsehen auf einen Kriegspfad einschwören. Nun muss er sich zu einem ausgerechnet von Erzfeind Putin aus dem Hut gezauberten Szenario verhalten, das einen Militärschlag überflüssig machen kann.

Keine komfortable Situation für Obama. Auch wenn er insgeheim selbst der größte Bedenkenträger ist, wenn es um Sinn und Zweck eines Raketenangriffs auf Syrien geht. Wenn Assad nicht wieder trickst und diesmal wirklich mitspielen sollte, fängt die echte Arbeit zwar erst an. Aber eine Gewaltexplosion im Nahen Osten wäre vorerst abgewendet. Das ist nicht wenig in diesen Tagen.

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