Kommentar Die USA und Iran - Besonnene Worte

Gegen das Licht gehalten zeigen die ersten offiziellen Worte von John Kerry zum iranischen Atomprogramm, was man an dem erfahrenen Senator aus Massachusetts hat: Besonnenheit. Hillary Clintons Nachfolger im US-Außenministerium hat sich versagt, unnötig Öl ins Feuer zu gießen.

Das zurückhaltend formulierte Bekenntnis, Teheran sei am Zug und somit das Fenster für Verhandlungen (noch) offen, wirkt angesichts der Aufwallungen im Mullah-Regime deeskalierend. Man muss noch einmal kurz bilanzieren. Erst signalisierte Außenminister Salehi Bereitschaft zu direkten Verhandlungen mit den USA.

Wenige Tage später verfügt Ayatollah Ali Chamenei, der oberste geistliche Rechthaber, kategorisch: Alles Pustekuchen. Zum Jahrestag der iranischen Revolution ließ schließlich der politisch wie körperlich schmächtige Präsident auf Abruf, Mahmud Ahmadinedschad, die nicht vorhandenen Muskeln spielen.

Die immer schmerzhaftere Strangulierung der Öl-Macht ist Amerikas größtes Pfund neben der Androhung von Gewalt, die Iran an den Verhandlungstisch zwingen könnte. Spätestens, wenn voraussichtlich mit Ali Laridschani ein intellektuell und fachlich beschlagener Mann im Sommer in den Präsidentenpalast eingezogen sein wird.

Der ehemalige Chef der Atombehörde weiß, dass ohne überprüfbare Beilegung des jahrelangen Streits um die potenzielle Waffenfähigkeit des Atomprogramms keine echten Zugeständnisse aus Washington zu erwarten sind. John Kerry wird seine Verhandlungspartner daran erinnern. Besonnen wie immer.

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