Kommentar Die USA und Syrien - Unentschlossen

Je länger sich das Leiden in Syrien hinzieht, je länger das Assad-Regime den Eindruck gewinnt, niemand von außen mischt sich wirklich ernsthaft ein, desto mehr verliert der amerikanische Präsident auch im Hinblick auf Teherans Atom-Pläne an Statur und Einfluss. Barack Obama weiß das instinktiv.

Dennoch tut er nicht wirklich etwas gegen den Bedeutungsverlust. Auch nach den ersten Bestätigungen für Giftgas-Einsätze in Syrien regiert in Washington fehlende Entschlossenheit. Obama riskiert, dass bald niemand mehr Angst hat, wenn er "rote Linien" zieht, um das Ende seiner Geduld zu markieren. Und dann tatenlos zusieht, wie sie überschritten werden.

Das Weiße Haus wirkt erschreckend ratlos. In dieser Woche dämpfte Obama öffentlich jede Erwartung auf radikale Schritte gegen das Regime in Damaskus. Kurz darauf lancierten Regierungsoffizielle die Aussicht, dass Amerika die zersplitterte Opposition nun doch mit schweren Waffen ausrüsten wolle. Kaum mehr als ein rhetorischer Entlastungsangriff. Washington ist weiter davon überzeugt, dass a) Waffenlieferungen am Ende in den Händen von Al Kaida und anderen Dschihadisten landen und b) den von tiefen ethnischen und innerreligiösen Konflikten geprägten Bürgerkrieg nicht beenden können.

Wenn dem so ist und die USA ein militärisches Eingreifen in Syrien so gut wie ausschließen, dann bleibt nur eins: gesichtswahrende Verhandlungen mit Assad, legitimiert und erzwungen durch die Vereinten Nationen. Und zwar sofort.

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