Kommentar Die Volkszählung - Überfällig

Es ist gerade gut 20 Jahre her, dass eine geplante Volkszählung in Deutschland empörte Demonstranten zu Tausenden auf die Straße zog. Über die Befragung aus dem Jahr 2011, deren Ergebnisse jetzt vorliegen, beschwerte sich kaum ein Bürger.

Die Zeiten haben sich geändert. Viele Menschen machen ihre privaten Daten in sozialen Netzwerken wie Facebook bedenkenlos öffentlich. Datenschützer nehmen in erster Linie nicht mehr den Staat als Bedrohung wahr, sondern Privatfirmen, die Details aus dem Leben der Menschen sammeln und verkaufen.

Die Datenschützer haben Recht: Während im Internet persönliche Daten zunehmend auf dubiose Weisen gesammelt zu Geschäftszwecken missbraucht werden, dienen die Ergebnisse der Volkszählung uns allen. Sie sind die Grundlage für Entscheidungen, wie unsere Steuergelder effektiv eingesetzt werden. Sie geben Auskunft darüber, wo Schulen oder Altersheime gebaut werden müssen, wo Sozialwohnungen fehlen.

Die deutlichen Abweichungen von den bisherigen Annahmen - etwa bei Einwohnerzahlen oder dem Ausländeranteil in Deutschland zeigen: eine neue Daten-Grundlage war überfällig.

Dass die Ergebnisse gerade für Städte wie Bonn unangenehm sind, die nun ihre Einwohnerzahlen nach unten korrigieren müssen und weniger Geld zugewiesen bekommen, liegt in der Natur der Sache. Schließlich dürfte den Kommunen über ihre eigenen Daten der Unterschied zur offiziellen Statistik längst bekannt gewesen sein.

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