Kommentar zu Homeoffice Disziplin erforderlich
Bonn · Kurze Wege zur Arbeit und legere Kleidung: Das Homeoffice hat viele Vorteile. Doch nun hat die AOK ermittelt: Wer regelmäßig zu Hause arbeitet, leidet stärker unter psychischen Belastungen. Deswegen braucht es klare Absprachen, findet unsere Autorin.
Viele Arbeitnehmer schätzen die Vorzüge eines Heimarbeitsplatzes: Lange Wege zur Arbeit entfallen, die Kleidung kann leger bleiben und die Konzentration ist meist höher als im Großraumbüro.
Allerdings hat der AOK-Fehlzeitenreport ermittelt, dass Beschäftigte mit regelmäßigem Homeoffice stärker unter psychischen Belastungen leiden als Menschen, die nur an ihrem Arbeitsplatz tätig sind. Dieses Untersuchungsergebnis überrascht nur auf den ersten Blick. Denn im Homeoffice verschwimmen die Grenzen zwischen Job und Privatleben viel stärker als bei Arbeitnehmern, die zu einer festen Uhrzeit ihren Arbeitsplatz verlassen und sich dann ihrer Familie und ihren Hobbys widmen. Am Heimarbeitsplatz ist in höherem Maße die Selbstdisziplin des Einzelnen gefragt. Der Computer muss auch im Homeoffice irgendwann ausgeschaltet werden und dann ausgeschaltet bleiben. Noch einmal kurz die Emails zu lesen, weil man eine Antwort erwartet, ist verführerisch, gerade bei Teilzeitarbeit. Arbeitnehmer fühlten sich unter Druck, besonders viel zu leisten.
Klare Absprachen über Arbeitszeit und Arbeitsweise mit den Kollegen und Vorgesetzten sind deshalb wichtig. Denn auf räumliche Distanz kann niemand ahnen, wie die Arbeitsbelastung des Kollegen aussieht. Arbeitszeitgesetze gelten zwar auch für das Homeoffice. Arbeitnehmer müssen sich allerdings auch daran halten. Die eigenen Interessen deutlich zu äußern, hilft im Beruf weiter.