Kommentar Dominique Strauss-Kahn - Schauprozess
Paris · Das Gerichtsverfahren gegen Dominique Strauss-Kahn hatte viel von einem Schauprozess zur öffentlichen Demütigung eines einstigen Star-Politikers. Früh zeichnete sich der Freispruch des 66-Jährigen ab, der seine Vorliebe für und Teilnahme an ausschweifenden Sex-Orgien nie bestritten hat.
Seine Behauptung, er habe nicht gewusst, dass es sich bei den anwesenden Frauen um Prostituierte handelte, scheint zwar zweifelhaft. Dennoch war längst klar, dass sich der Vorwurf der bandenmäßigen Zuhälterei kaum halten lässt. Organisiert und bezahlt wurden die Treffen von seinen Kumpanen, die sich auch berufliche Vorteile vom engen Kontakt zu einem der mächtigsten Männer der Welt versprachen.
Strauss-Kahn taugt nicht für die Rolle des bedauernswerten Unschuldslamms, das zum Sündenbock gemacht wird. Seit der Vergewaltigungsvorwurf eines New Yorker Zimmermädchens vor vier Jahren die bis dahin steile Karriere des damaligen IWF-Chefs abrupt beendet hat - ohne dass je enthüllt wurde, was sich wirklich zwischen ihnen abgespielt hat -, kamen hässliche Seiten von ihm ans Licht: Die kaum erträgliche Überheblichkeit eines Mannes, der Frauen wie Objekte, ja wie Freiwild behandelte, seine Machtposition dabei schamlos ausnutzte und sich offensichtlich unangreifbar fühlte. V
iele bedauern diesen Leichtsinn, der ihn das Präsidentenamt gekostet hat und den Weg für François Hollande freimachte - abgesehen von den privaten Ausschweifungen hätte der charismatische "DSK" möglicherweise einen besseren, mutigeren Staatschef abgegeben.