Kommentar zu Ruth Bader Ginsburg Doppelbödigkeit
Meinung | Washington · Trump, der Präsident, der die Spaltung schürt, weil er von ihr profitiert, tut nichts, um die Wogen zu glätten. Schon am Tag nach Ginsburgs Ableben machte er deutlich, wie wenig ihn interessiert, was die 87 Jahre alt gewordene Ausnahmejuristin als letzten Wunsch formulierte: dass man bitte bis nach der Wahl warten möge, bevor man Ersatz für sie bestimme.

Kerzen, Blumen und Notizen umgeben ein Foto der verstorbenen Richterin Ruth Bader Ginsburg.
Foto: dpa/Katharine KimballSchon jetzt steht der Kampf ums Weiße Haus im Zeichen extremer Polarisierung. Schon jetzt sind die Vereinigten Staaten so zerrissen, ist der Ton des politischen Diskurses so schroff, dass man kaum glauben möchte, dass es noch schlimmer werden kann. Coronavirus, Polizeibrutalität, Klimawandel: Was immer das Thema ist, die Ansichten von Anhängern und Gegnern Donald Trumps prallen derart frontal aufeinander, dass man sich fragt, wie dieses Land wieder so etwas wie den kleinsten gemeinsamen Nenner finden will. Nun ist es nach dem Tod Ruth Bader Ginsburgs die Debatte über ihre Nachfolge, die alles in den Schatten stellen dürfte, was bislang an gereizten Wortgefechten zu erleben war.