Kommentar zur Impfkampagne Doppelter Irrglaube

Meinung | Düsseldorf · In der Pandemie ist alles politisch, und mit ihrem Schlingerkurs hat die Ständige Impfkommission schon viel Vertrauen zerstört. Das gilt auch für die Empfehlung einer Kreuzimpfung nach dem Astrazeneca-Piks. Ärzte und Patienten werden durch den unabgestimmten Vorstoß im Regen stehen gelassen, kommentiert Antje Höning.

 Immer wieder in der Diskussion: der Impfstoff von Astrazeneca.

Immer wieder in der Diskussion: der Impfstoff von Astrazeneca.

Foto: dpa/Sakchai Lalit

Die Deltavariante ist auf dem Vormarsch. Umso fragwürdiger ist die Entscheidung der Uefa, Tausende Zuschauer in die Stadien zu lassen. Sehenden Auges macht die Uefa die EM-Spiele zu Superspreader-Events. Damit trägt sie Mitverantwortung für die Corona-Toten von morgen. Um die Bevölkerung besser vor Delta zu schützen, haben die Gesundheitsminister nun entschieden, dass sie die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zur Kreuzimpfung schnell umsetzen wollen. Umgehend sollen Bürger, die als erstes Astrazeneca bekommen haben, als zweites einen mRNA-Impfstoff erhalten. In der Sache verständlich: Kreuzimpfungen sind, wie sich nun herausstellt, besser als zweimal Astrazeneca. Doch mit ihrem unabgestimmten Vorstoß hat die Stiko alle überrascht und schürt erneut Verunsicherung bei den Bürgern. Sie hält sich für ein unpolitisches, rein der Wissenschaft verpflichtetes Gremium. Das ist ein Irrglaube. In der Pandemie ist alles politisch, und mit ihrem Schlingerkurs hat die Stiko schon viel Vertrauen zerstört. Die Impfzentren können rasch umsteuern, die Praxen aber haben für nächste Woche bestellt. Ärzte und Patienten werden durch den unabgestimmten Vorstoß im Regen stehen gelassen. Zurecht sind Minister erzürnt über die Blindheit des Gremiums für die Sorgen der Menschen.