Ebola - Teures Nichtstun

BRÜSSEL · Als deutsche Spitzenpolitiker - Bundespräsident Gauck, Außenminister Steinmeier, Verteidigungsministerin von der Leyen - im vergangenen Winter eine engagiertere deutsche Außenpolitik in Aussicht stellten, verstanden die meisten nur "mehr Soldaten".

Damals sah es noch so aus, als werde das tödliche Ebola-Virus auch bei der jüngsten Ansteckungswelle ein regionales afrikanisches Phänomen bleiben. In der Zwischenzeit hat sich die Welt eines Schlechteren belehren lassen müssen.

Derzeit steht die offizielle Zahl der Toten bei knapp 5000. Doch schon bald könnten es nach Schätzungen der Welt-Gesundheitsorganisation pro Woche doppelt so viele werden, Die Seuche sei auf dem Weg, zur "bedrohlichsten Gefahr für die öffentliche Gesundheit" zu werden, die die moderne Welt erlebt hat. Und Deutschland, schwer beschäftigt mit Soldaten und rostiger Rüstung, hat die Gefahr sträflich unterschätzt. Es hat, wie die EU als ganze, zu spät begriffen, was sich abspielt, und zu langsam reagiert.

Verantwortungsvollere Außenpolitik fängt mit genauerem Hinsehen an. Das haben wir uns erspart. Wir haben es nicht wahrhaben wollen, dass es uns angehen soll, wenn in der fernen Westecke des schwarzen Kontinents drei Staaten zusammenbrechen. Bis die ersten Infizierten zu uns gelangten und starben. Jetzt ist der Aufwand, die Epidemie zu besiegen, ungleich höher. Er sollte die Einsicht einschließen, dass es nicht reicht, den Norden zu desinfizieren. Die betroffenen Länder brauchen nachhaltige Hilfe, mit Seuchen selbst besser fertig zu werden.

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