Kommentar Elf Jahre nach den Terroranschlägen - Klima der Angst

US-Präsident Barack Obama hat zum elften Jahrestag der Katastrophe gesagt, Amerika habe sich durch 9/11 - die Terroranschläge am 11. September 2001 - im Kern nicht verändert.

Fünf Millionen Männer und Frauen, die seither zur Armee gegangen sind, zeigten, dass die Anschläge "die besten Eigenschaften des amerikanischen Volkes zum Vorschein gebracht haben".

Diese verwegene Logik ist nicht nur dem köchelnden Wahlkampf geschuldet, in dem Obama aus seiner relativen sicherheitspolitischen Stärke gegenüber dem außenpolitischen Hobbyligaspieler Mitt Romney Kapital schlagen will. Sie zeigt auch, wie unendlich weit der Weg für die Supermacht noch sein wird, mit dem wohl einschneidendsten Datum der jüngeren Geschichte ins Reine zu kommen.

Im Jahr elf nach 9/11 haben die USA weder die Gefahr des islamistischen Terrorismus grundlegend eingedämmt, noch ist das Ende der damit korrespondierenden Feldzüge in Afghanistan und im Irak mit einer gedeihlichen Perspektive in beiden Ländern verbunden.

Aus der Binnensicht fällt die Bestandsaufnahme auch nicht viel günstiger aus. Das Klima der Angst, in dem sich Amerika seit über einem Jahrzehnt bewegt, hat einen milliardenschweren Apparat des Misstrauens und der Übgerwachung wachsen lassen, gegen den die Verletzungen der Privatheit von Facebook oder Google Kavaliersdelikte darstellen.

Niemand kann heute gewissenhaft sagen, wann die USA intellektuell, psychisch und physisch das seinerzeit mit Urgewalt herbeigebombte Misstrauen verarbeitet haben werden.

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