Kommentar Eskalation im Nahen Osten - Die ägyptische Karte

Die Idee klang ebenso verlockend, aber sie war von Anfang an überdreht: Befreit von der innenpolitischen Lähmung und einem zermürbenden Wahlkampf, wird der US-Präsident nach seiner Wiederwahl den eisgefrorenen israelisch-palästinensischen Friedensprozess auftauen und den "arabischen Frühling" mit einer die demokratischen Kräfte ermutigenden Politik vor dem Winterschlaf bewahren.

Barack Obama, das zeigen die Stunden, seit Israel die lautlose US-Drohnenpolitik im Gaza-Streifen kühl kopiert und den Militärchef der Hamas getötet hat, kann das nicht leisten. Amerikas Einfluss im Nahen Osten ist ausgerechnet in einer der angespanntesten Phasen seit Jahren ernüchternd bescheiden. In Israel koppelt sich der um seine Wiederwahl kämpfende Premier Netanjahu, wie schon in der Iran-Atom-Frage, von Washington ab und zwingt Obama in die Rolle des Notars, der die jüngste Strafaktion mit Bauchgrimmen beglaubigen muss.

Dass Amerika Zweifel an der israelischen Strategie hat, ist Netanjahu eher gleichgültig. Für die USA hat sich - auch wegen der anderen Brandherde von Syrien über Libyen bis Iran - der Handlungsspielraum verengt.

Washington setzt im Moment alles auf eine unbekannte Karte: Ägyptens neue Regierung soll sich gegenüber der Hamas so verhalten wie ein Dompteur im Löwenkäfig, wenn er überleben will. Das ist die Erwartung. Ob das übliche Druckmittel - milliardenschwere Militärhilfe, die Kairo im Zweifelsfall entzogen werden könnte - diesmal funktioniert?

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