Kommentar EU-Streit um berufliche Bildung - Vermintes Feld

Der überflüssige Streit um das "Pflege-Abitur" zeigt vor allem eines: die Ignoranz der EU-Kommission gegenüber gewachsenen Ausbildungsmodellen.

Denn genau genommen ging es gar nicht darum, ob junge Menschen, die als Gesundheits- und Krankenpfleger Dienst tun wollen, das Fachabitur oder die allgemeine Hochschulreife brauchen. Die Spitze traf das duale deutsche Ausbildungswesen, von dem viele sagen, es sei eines der besten Systeme, um junge Menschen abseits der klassischen Schullaufbahn zu qualifizieren. Krisenstaaten wie Spanien, Portugal und Griechenland wollen das Modell kopieren, Brüssel aber torpediert es? Was soll dieser Unsinn?

Natürlich muss die Ausbildung immer wieder an die sich verändernden Bedingungen der Berufswelt angepasst werden. Das wird nun auch im Krankenhaus geschehen, der Kompetenzkatalog sorgt dafür. Allerdings lassen die ersten Stichworte, die dafür genannt werden, ahnen, wie schwierig diese Aufgabe wird. Richtig bleibt sie trotzdem, damit die Pflege in den EU-Staaten auf dem gleichen Stand ist.

Die EU hat sich mit diesem Streit auf vermintes Feld begeben. Den Weg der EU-weiten Harmonisierung der Inhalte hat Brüssel schon eingeschlagen, als die universitären Laufbahnen egalisiert wurden. Nun ist man bei der beruflichen Schulung angekommen. Doch die Gleichschaltung allein ist keine Lösung, weil sie zum Verlust der viel gelobten "best practice" Modelle führt, also der Beispiele, die sich als erfolgversprechend herausgestellt haben. Die duale Ausbildung in der Bundesrepublik gehört dazu.

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