Kommentar Eucharistischer Kongress in Köln - Glaubens-Grundlagen

Nun kommen sie also doch in Scharen. Kurz vor der Eröffnung des Nationalen Eucharistischen Kongresses haben die Kölner und ihre Nachbarn offenbar entdeckt, was für ein bemerkenswertes spirituelles und kulturelles Programm ihnen hier geboten wird.

Allein in den letzten Tagen haben sich 15.000 zumeist persönlich im Pilgerzentrum angemeldet, die Gesamtzahl der Teilnehmer ist auf 40.000 gestiegen. Kein schlechter Werbeerfolg für eine Veranstaltung mit einem sperrigen Titel, die in Deutschland - anders als etwa in Italien - (noch) keine nationale Tradition hat und vielen Kritikern als künstlich geschaffene Alternative zu den vom Kölner Kardinal Joachim Meisner skeptisch betrachteten Katholikentagen gilt.

Bevor man allerdings weiter darüber debattiert, was der Eucharistische Kongress im Unterschied zu Katholikentagen nicht bietet, sollte man in den Blick nehmen, was er bietet: Besinnung auf den Kern des christlichen Glaubens. Viele Teile des Programms tragen einen meditativen Zug, andere versprechen ausgelassenes Feiern.

In kaum einer anderen deutschen Stadt lässt sich das so glücklich verbinden wie in Köln, dem Ort des Weltjugendtages von 2005. Wem das Ganze trotzdem zu konservativ ist, der denke an den Eucharistischen Weltkongress von 1960 in München, der als Markstein auf dem Weg zum Zweiten Vatikanischen Konzil gilt. Äußerer Anlass des Kölner Kongresses ist denn auch der 50. Jahrestag der Liturgiekonstitution dieses Konzils.

Doch was ist aus der Aufbruchstimmung der 1960er Jahre geworden? Nach wie vor ist die Eucharistie, jenes Zentrum des christlichen Glaubensvollzugs, auch das Sakrament, das die Christen trennt. Es scheidet nicht nur die Konfessionen voneinander, sondern auch viele Katholiken sind wegen ihrer familiären Situation davon ausgeschlossen. Die Abendmahlslehre der Kirchen ist immerhin Thema einer Podiumsdiskussion auf dem Kongress.

Andere Streitfragen werden allenfalls am Rande aufblitzen, obwohl der Kongress nach dem Willen des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, in der Mitte des von den Bischöfen 2011 eingeleiteten Gesprächsprozesses stehen soll. Auf dem Boden des Erzbistums Köln ist der Dialog vorerst ausgesetzt - ausgerechnet mit Hinweis auf den Kongress.

Zollitsch hat betont, dass es bei diesem Prozess nicht um eine "innerkirchliche Nabelschau" gehe. Die Gefahr der Nabelschau besteht, wenn man sich zu sehr auf interne Kontroversen fixiert. Sie bestünde aber auch, wenn sich nur die ganz Frommen treffen sollten. So richtig es ist, dass in Köln die bestehenden Grundlagen des Glaubens gefeiert werden - ein Beitrag zum "Aggiornamento", zum Leben des Glaubens im Heute, entsteht erst, wenn sich die Kirche für Veränderungen öffnet. Wie vor 53 Jahren in München und vor 50 Jahren auf dem Konzil.

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