Euro-Rettung: Täglicher Wettlauf
Wie viel Geld braucht der Euro-Rettungsschirm wirklich? 500 Milliarden, 700 Milliarden, eine Billion oder mehr? Der Blick auf die Fakten ergibt ein ganz anderes Bild.
Zu den unbegreiflichen Ritualen dieser Schuldenkrise gehört der nahezu tägliche Wettlauf um die höchsten Zahlen: Wie viel Geld brauchen Rettungsschirm und Krisenmechanismus wirklich? 500 Milliarden, 700 Milliarden, eine Billion oder mehr? Der nüchterne Blick auf die Fakten ergibt ein ganz anderes Bild: Von den 440 Milliarden des Rettungsschirm sind bislang 43,5 Milliarden Euro ausgegeben worden. Ein weiterer Hilfsantrag ist nicht in Sicht.
Italiens neuer Regierungschef Mario Monti hat sogar ausdrücklich angekündigt, sein Land werde keine Hilfe in Anspruch nehmen. Rom und Madrid können inzwischen Staatsanleihen mit der Hälfte des Zinssatzes verkaufen, der noch vor zwei Wochen berechnet wurde. Griechenland wird aus einer ganz anderen Kasse bezahlt. Aber auch da ist das erste 110-Milliarden-Paket noch nicht aufgebraucht.
Es ist in dieser Situation richtig, sich den strukturellen Reformen zuzuwenden, mit einem neuen Vertrag künftige Schuldensünder abzuschrecken und einen dauerhaften Krisenmechanismus zu installieren. Aber es ist unvernünftig, die Krise größer zu reden, als sie ist. Auch angesichts immer neuer Katastrophenmeldungen tut Nüchternheit Not.
Es mag ja verständlich sein, dass unsere Nachbarn und Freunde von Deutschland mehr erhoffen, als jene 211 Milliarden, die die Bundesregierung nach Zustimmung des Bundestages zugesagt hat. Aber es ist auch Aufgabe der Bundeskanzlerin nach dem Sinn solcher Forderungen zu fragen. Wer eine Schwächung Deutschlands riskiert, handelt zumindest dumm. In jedem Fall aber schädigt er sich am Ende auch selbst.