Kommentar Europäischer Bahnverkehr - Kein schöner Zug
Die Bahn dürfte Brüssels Vorpreschen keineswegs als schönen Zug empfinden. Denn um die Auflagen zur Liberalisierung des Schienenverkehrs einhalten zu können, muss die bisherige Holding weitgehend umgebaut werden.
Bisher vereint die DB die Netzsparte und die Betriebs-Abteilung unter einem Dach. Das Gleis wird aus Eigenmitteln und Bundeszuschüssen finanziert. Für den Nahverkehr bekommen alle Betreiber öffentliche Gelder. Die Gewinne, die die Schienen-Tochter erwirtschaftet, fließen in den Mutterkonzern.
"So nicht", sagt Brüssel und verlangt eine dicke Mauer zwischen Gleis-Betreiber und Zug-Gesellschaft. Und droht offen mit dem Kappen der Verbindungen ins Ausland. Das ist zwar keine Zerschlagung des Konzerns, wohl aber eine chirurgisch saubere Abtrennung.
Dabei wäre es falsch, der DB AG zu unterstellen, sie sei der eigentliche Blockierer der neuen Freiheit auf Europas Schienen. Andere, wie die französische SNCF, sind da weitaus uneinsichtiger. Nun müssen sich alle umstellen. Denn der grenzenlose Verkehr, den es auf den Autobahnen längst gibt, soll spätestens 2019 auch auf den Gleisen einkehren.
Der Druck wäre eigentlich überflüssig, wenn sich die Bahn-Betreiber und die Mitgliedstaaten aus eigener Kraft zur Schaffung eines gemeinsamen Binnenmarktes für Schienenverkehr entschlossen hätten.
Aber der nationale Protektionismus ist nach wie vor verbreitet. Teilweise sind auf den gleichen Strecken nicht einmal die Tickets austauschbar. Da hat sich seit dem Beginn des Eisenbahn-Zeitalters nicht wirklich viel geändert.