Kommentar Evangelische Kirche - Der dritte Weg

Die Evangelische Kirche in Deutschland, die mit ihren diakonischen Einrichtungen mehr als eine halbe Million Arbeitnehmer beschäftigt, hat nichts gegen Gewerkschaften.

Im Gegenteil. Mit dem neuen Arbeitsrecht, über das die bis morgen in Düsseldorf tagende Synode der EKD berät, will die Kirche auf die Gewerkschaften zugehen.

Letztere nämlich werfen den Kirchen vor, mit ihrem Dritten Weg gewerkschaftliche Arbeit zu behindern, Streiks zu verhindern und die Entlohnung nach eigenem Gutdünken zu gestalten.

An all diesen Vorwürfen ist etwas dran. Aber eben nur etwas. Denn die Kirche ist nach ihrer Struktur auf Konsens zwischen Arbeitgebern und -nehmern angewiesen. Gleichberechtigte Kommissionen schlichten Streit.

Schlechte Bezahlung kann sich die Kirche nicht leisten, weil sie damit gegen ihre eigenen Grundsätze vom gerechten Lohn verstößt und Gefahr läuft, bald nicht mehr genügend Mitarbeiter zu finden. Schon heute fehlen ihr etwa viele Mitarbeiter im Pflegebereich. Hier tritt sie für bessere Löhne ein, muss aber mit Billiganbietern konkurrieren.

Dass den Gewerkschaften der dritte Weg ein Dorn im Auge ist, ist verständlich. Denn er begrenzt ihren Einfluss. Aber die Kirche lädt sie neuerdings zur aktiven Mitarbeit ein und räumt ihr viele Informationsmöglichkeiten in kirchlichen Einrichtungen ein. Das sollten die Gewerkschaften nutzen.

Der dritte Weg ist kein Königsweg, er ist aber wohl eine gute Möglichkeit, die Rechte der kirchlichen Mitarbeiter zu stärken.