Kommentar zum Kölner SEK-Skandal Falscher Korpsgeist
Köln · Symbolträchtiger hätte das Foto nicht ausfallen können. Leitende Elitepolizisten lassen sich von einem Hubschrauber auf dem Pylon der Kölner Severinsbrücke absetzen und posieren für die Kamera.
Hoch über dem Rhein, die Stadt zu ihren Füßen. Da standen sie, die SEK-Männer bei ihrem Höhenflug. Nicht nur der Leiter der Spezialeinheiten hat nun eine Bruchlandung erlitten, auch der Ruf der Kölner Polizei hat arg gelitten. Wochenlang haben die abenteuerlichen Vorgänge im innersten Zirkel der Eliteeinheit für Befremden gesorgt. Es waren ja immerhin Landesbeamte, die da Tsatsiki-Eis aus dem Schritt ihrer Kollegen lecken mussten.
Jeder Polizei-Spezialeinheit wird eine Sonderstellung zugestanden. Wenn sich Menschen permanent in Extremsituationen begeben, ist dies in gewissem Rahmen notwendig. Doch die Grenzen des Vertretbaren sind in dem Kölner Kommando deutlich überschritten worden. Ohne die Beschwerde eines SEK-Beamten wären die Aufnahmerituale irgendwann als kultig-abstruse Schmonzette auf Polizeifluren erzählt worden.
Doch mit Korpsgeist hat dies längst nichts mehr zu tun. Polizeipräsident Wolfgang Albers kehrt nun den Scherbenhaufen zusammen, dessen Zustandekommen er zwar nicht direkt verschuldet, aber doch durch Gewährenlassen unterstützt hat. Die Aktivitäten von Spezialeinheiten dürfen sich aber nicht in undurchsichtigen Dunstwolken abspielen, die nur dann beklagt werden, wenn es plötzlich regnet. Ein reinigendes Gewitter ist in solchen Fällen nicht verkehrt.