Kommentar Forensik in Nordrhein-Westfalen - Furcht und Protest

Längst geht es nicht mehr um das Ob, sondern allein ums Wo. Kaum einer zweifelt noch an der Notwendigkeit, psychisch kranke Straftäter therapeutisch zu behandeln. Vor Ort aber regiert unverändert das St.Florians-Prinzip.

Kliniken für den Maßregelvollzug dürfen überall hin - nur bitte nicht in die eigene Gemeinde. Weil die überfüllten Kliniken zusätzliche Täter nicht mehr aufnehmen können, muss Nordrhein-Westfalen handeln. Ministerin Steffens wirbt für ein breites Bündnis der Parteien - die Protestwelle aber rollt nicht durchs Parlament, sondern in den Kommunen.

Von den fünf betroffenen Städten kündigen vier ihren Widerstand an - Lünen, Wuppertal, Haltern und Reichshof lehnen die Pläne aus Angst vor der Angst der Bürger grundsätzlich ab. Da drohen neue Klagen vor Gericht.

Zur Wahrheit gehört: Der Maßregelvollzug in NRW ist sicherer geworden. Nach zahlreichen Ausbrüchen und Gewalttaten werden Patienten heute besser bewacht. Ein Restrisiko aber bleibt, wenn Freigänger auf die Entlassung vorbereitet werden. Kein Wunder, dass Lokalpolitiker die zusätzlichen Belastungen durch die Forensik nicht tragen wollen.

Auch schuldunfähige, psychisch kranke Straftäter bleiben Täter. Sexualtäter, Mörder und Gewalttätige bergen ein hohes Gefährdungspotenzial. Ein Drittel der Patienten verlässt die Forensik nie mehr. Andere aber sind zeitweise als Freigänger unterwegs - da ist es Eltern nicht zu verdenken, dass sie sich Sorgen machen.

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