Kommentar Frankreich - Einer wie Sarkozy
Zwei Männern verdankt es François Hollande in erster Linie, 2012 an die Macht gekommen zu sein: Dominique Strauss-Kahn und Nicolas Sarkozy. Strauss-Kahn galt als bereits gesetzt als Präsidentschaftskandidat der Sozialisten und haushoher Favorit, bevor ihn seine Sex-Affären stolpern ließen.
Sarkozy übertraf Hollande zwar an Charisma und Energie, hatte sich aber in den Augen vieler Franzosen unmöglich gemacht durch "unpräsidiales" Verhalten wie die ungenierte Zurschaustellung seines Privatlebens. Hollande versprach, anders zu sein, sachlicher, nüchterner, maßvoller - "normaler".
Die Aufdeckung einer angeblichen Liaison mit der Schauspielerin Julie Gayet machen den Vorsatz zunichte, zumal sie mit der Einweisung seiner Partnerin Valérie Trierweiler ins Krankenhaus eine dramatische Wende bekommen. Zwar wirken sie sich bislang nicht in seinem Ansehen bei den Franzosen aus, die traditionell tolerant gegenüber Privataffären ihrer Politiker reagieren. Doch in Hollandes Umfragewerten bleibt auch nicht mehr viel Spielraum nach unten.
Es herrscht der Eindruck vor, der Präsident habe das Land nicht im Griff und der Krise, einer nicht nur wirtschaftlichen, sondern auch politischen und moralischen, nichts entgegenzusetzen außer angestrengter Rhetorik. Die jüngsten Enthüllungen lenken nicht nur vom Wesentlichen ab, sondern machen ihn unglaubwürdig.
Viele Franzosen wünschen sich einen Politiker an seiner Stelle, der vielleicht im Privaten ebenfalls nicht unfehlbar ist, ihnen aber wieder Mut machen kann. Einen Mann wie Sarkozy zum Beispiel.