Kommentar Frankreich und der Terrorismus - Herausforderungen

Er habe Frankreich in die Knie zwingen wollen, sagte der französische Serienmörder Mohamed Merah, bevor er gestern im Feuergefecht mit der Polizei starb. Gelungen ist ihm das nicht. Er hinterlässt Wut und Entsetzen, unendliches Leid und völliges Unverständnis, aber auch Solidarität mit den Opfern.

Die Taten von Toulouse werfen Fragen auf. Zum einen die nach der Fehleinschätzung von Verantwortlichen bei Justiz und Polizei, die die tickende Zeitbombe nicht erkannten, die Merah darstellte. Zum anderen lässt sich nun verstärktes Misstrauen gegenüber den Millionen Franzosen mit Wurzeln im Maghreb erwarten, die Vermengung von Islam und Islamismus, eine Vergrößerung der ohnehin vorhandenen Spaltung der französischen Gesellschaft.

Das multikulturelle Frankreich hat ein Problem mit der Integration seiner Einwanderer, aber auch deren Kinder und Enkelkinder, die hier geboren sind, den französischen Pass besitzen und dennoch nicht gleich behandelt werden im selbst erklärten Land der Gleichheit und Brüderlichkeit. Ein Blick in die meist von Menschen mit Migrationshintergrund bewohnten Vorstädte genügt, um zu sehen, wie ungerecht Chancen verteilt sind. So entstehen Parallelwelten. Auch Mohamed Merah lebte in so einer.

Das ist keinesfalls eine Entschuldigung für seine Wahnsinnstat. Er hat Frankreich nicht niedergerungen, aber er zeigt ihm die Herausforderungen auf, die warten. Eine davon lautet: Nicht mit Ausgrenzung von Gruppen zu reagieren, sondern endlich ihre Eingliederung zu befördern.

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