Frankreich

Chiracs Bombe

Frankreichs Präsident Jacques Chirac hat keine Namen genannt. Doch besteht kein Zweifel, dass seine Drohung mit der französischen Nuklearwaffe vor allem an die Adresse Irans gerichtet ist. Teheran selbst hat die Krise um sein Nuklearprogramm ausgelöst und sein gegenwärtiger Präsident, Mahmud Ahmadineschad, hat sie ständig verschärft.

Chirac macht deutlich, dass er eine Grenze überschritten hat und Frankreich im Lager Israels und des Westens steht. Doch die Drohung ist zweischneidig. Ahmadineschad lässt sich so leicht nicht beeindrucken. Eher wird er sich, wenn ihn Irans geistliche Führer nicht endlich stoppen, ermutigt fühlen, den Bau der Bombe erst recht voran zu treiben.

Eine rasche Entspannung ist von Chiracs spektakulärem Auftritt jedenfalls kaum zu erwarten. Frankreichs neue Nuklearstrategie an sich ist keine Überraschung. Seit langem arbeitet Paris an der Modifizierung seiner Abschreckungsstrategie aus den Zeiten des Kalten Krieges.

Dieser Prozess scheint jetzt zu einem gewissen Abschluss gelangt. Doch darf man Chirac getrost auch das Bedürfnis unterstellen, nach den Rückschlägen des letzten Jahres innen- und außenpolitisch endlich wieder einmal Punkte zu sammeln.

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