Kommentar Frankreichs Leonarda-Affäre - Grandios versagt
In der Leonarda-Affäre hat Frankreichs Präsident Hollande alles richtig machen wollen - und alles falsch gemacht. Ohnehin auf dem Tiefstand seiner Popularität, erscheint die Debatte um den richtigen Umgang mit Roma im Allgemeinen und der Familie Dibrani im Besonderen als ein weiterer Spross auf der Leiter in den Abgrund.
Der Sozialist hatte seinen Vorgänger Nicolas Sarkozy scharf dafür kritisiert, sich als eine Art "Omnipräsident" in jede einzelne Polemik einzumischen, während es doch seine Rolle sein sollte, mit würdiger Distanz über dem Klein-Klein zu stehen. Chef der Regierung ist schließlich der Premierminister.
Doch auch der schwieg. Lediglich Innenminister Manuel Valls, der populäre Rechtsaußen, preschte vor mit seiner Zustimmung nicht nur zur Abschiebung der Familie, sondern auch zum Vorgehen der Polizei, die die 15-jährige Leonarda vor den Augen ihrer Klassenkameraden abgeführt hatte.
Hollande wollte weder seinen wertvollen Minister blamieren, noch die entrüstete Linke verschrecken oder den Vorwurf der Laxheit durch die Konservativen bestätigten. Und schwieg. Doch da die Öffentlichkeit zunehmend irritiert über diesen Mangel an Klarheit war, musste er sich äußern. Aber was jedem gefallen sollte, hat alle enttäuscht.
Auch jene, die sich eine Richtung in der Einwandererpolitik über den konkreten Fall hinaus erhofft hatten. Dass sich die Sozialisten darum drücken, erklärt den Erfolg des Front National mit, der Probleme plump, aber komplexfrei benennt und an Lösungen nicht interessiert ist.