Kommentar G8- Gipfel in Nordirland - Globale Chance

Die großen Sieben der westlichen Welt. Plus Russland. Ein Treffen der Staats- und Regierungschefs dieser acht Länder ist normalerweise ein Statement an sich. Sie verfügen über Macht, Mittel und Einfluss. Sie stehen für eine globale Chance. Vernetzt und im Gleichklang, so müsste man meinen, können die G8 Krisen überwinden, Kriege beenden und Reformen einleiten, kurz: die Welt verändern.

Doch das ist ein schöner Traum. Denn die großen Acht sind ein Klub mit jeweils ebenso großen und teilweise einander widerstrebenden nationalen Interessen.

Der Krieg in Syrien ist ein solches Beispiel. Was der Westen will, will Russland noch lange nicht. Und auch der Westen ist nicht gänzlich auf einer Linie. Die UN-Vetomächte USA, Großbritannien und Frankreich wollen die Rebellen nun auch mit Waffen unterstützen, Kanada tendiert zur Unterstützung, Deutschland hält sich in diesem Punkt raus, ebenso Italien und Japan. Einklang gewünscht - Mehrklang geliefert.

Der russische Präsident Putin, als wichtigster Waffenlieferant Syriens zentraler Spieler in dem Konflikt, könnte im Namen des Friedens punkten, auch wenn in Putin auch immer noch ein Kalter Krieger steckt. Gerne betont er russische Großmachtansprüche, gerade wenn der Westen oder die internationale Gemeinschaft auf ihn zählen. Doch im Kreise der G8 stellt sich Putin tatsächlich nicht gegen eine zweite Syrien-Friedenskonferenz mit dem Ziel einer Übergangsregierung, die volle Exekutivgewalt haben soll. Welche Rolle Assad dabei spielt, bleibt allerdings weiter offen.

Die Welt des 21. Jahrhunderts ist kompliziert. In der globalisierten Welt können sich auch Gefahren global entwickeln, erst recht wenn sie konfessionell aufgeladen sind. Gefahren für Staaten bedeuten oft auch Gefahren für deren Volkswirtschaften. Hoheit über Ressourcen und Rohstoffe heißt meist, der Konkurrenz den entscheidenden Schritt voraus zu sein. Die Wirtschaft agiert im globalen Wettbewerb mit ihren Mitteln.

Gerade nicht entwickelte Länder zahlen drauf, wenn Konzerne bei ihnen Land aufkaufen und zu laxen Umweltbedingungen produzieren, beim Verweis auf ihre Steuerpflicht aber auf eine Tochterfirma in einem Steuerparadies in Übersee zeigen.

Es ist deshalb höchste Zeit, dass sich die G8 der Themen der Steuervermeidung, Steuerflucht und Geldwäsche annehmen. Denn: Dies höhlt die Wirtschaft gerade jener Staaten aus, die ohnehin schon am Tropf der internationalen Gemeinschaft hängen. Und auch die Industriestaaten können im Interesse des großen Ganzen nicht hintenan stehen. Erstens steht ihre eigene Glaubwürdigkeit auf dem Spiel. Zweitens müssen auch sie ihre Haushalte in Ordnung bringen. Und drittens müssen sie darauf achten, dass internationale Spielregeln gelten, sonst gibt es keine Wettbewerbsgleichheit.

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