Kommentar zum Bahnstreik Streik ist überzogen

Meinung | Bonn · Die Bahn streikt erneut. Dieses Mal ganze 50 Stunden von Sonntagabend bis Dienstagabend. GA-Autor Reinhard Kowalewsky findet das überzogen.

 Mit einem 50-stündigen Warnstreik wird ab Sonntagabend bis Dienstagabend der Bahnverkehr lahmgelegt.

Mit einem 50-stündigen Warnstreik wird ab Sonntagabend bis Dienstagabend der Bahnverkehr lahmgelegt.

Foto: dpa/Jens Büttner

Auch wenn der Wunsch nach höheren Löhnen gerade bei niedrigen Einkommensgruppen angesichts der Inflation verständlich ist – die Eisenbahngewerkschaft EVG droht mit dem neuen Streik von Sonntagabend bis Dienstagabend das Maß zu sprengen. Denn erstens geht es an der Realität vorbei, wenn die Gewerkschaft immer wieder erklärt, sie wolle vorrangig die Unternehmen und eigentlich nicht die Bürger treffen – gerade am Montagmorgen sind viele Fernpendler unterwegs. Und es ist schwer abzustreiten, dass Streiks bei S-Bahnen massiv Menschen treffen, die den Nahverkehr nutzen müssen. Zweitens ist offenkundig, dass es bei dem Arbeitskampf keineswegs nur um die Anliegen der Belegschaft geht: Die EVG hat einen neuen Chef, der sich gegen die Lokführergewerkschaft GDL profilieren will. Dass davon nun Millionen betroffen sein sollen, ist fragwürdig. Und drittens ist erstaunlich, dass gegen die Bonuszahlungen bei der Bahn Stimmung gemacht wird. Der Staatskonzern hat es schwerer als andere Unternehmen, Fachkräfte zu finden. Also ist es nur vernünftig, wenn er auch Prämien an solche Leistungsträger verteilt.