Kommentar zum Tod von Königin Elizabeth II. Eine Ära geht zu Ende

Meinung | London/Schloss Balmoral · Kein anderer Monarchin und kein anderer Monarch in der äußerst langen Geschichte des britischen Königreichs saß länger auf dem Thron als sie. Zum Tod von Königin Elisabeth II. eine Würdigung von GA-Redakteurin Katrin Pribyl.

GA-Kommentar zum Tod von Königin Elizabeth II.​
Foto: dpa/Andrew Milligan

Königin Elizabeth II. ist tot. Damit geht eine Ära zu Ende. Noch im Juni 2022 feierte sie ihr 70. Thronjubiläum und Millionen von Briten huldigten dem Leben ihrer 96-jährigen Queen. Kein anderer Monarch in der äußerst langen Geschichte des Königreichs saß länger auf dem Thron. Dabei wirkte sie bis ins hohe Alter fit, hatte vor der Pandemie noch immer zahlreiche Termine wahrgenommen. Während aber ihre Ururgroßmutter, Queen Victoria, das goldene Zeitalter Britanniens geprägt hatte, ist unter der Herrschaft Elizabeths II. das Empire zerfallen, die Macht und der Einfluss des einstigen Weltreichs sanken stetig. Stand sie 1952 noch als Staatsoberhaupt 32 Nationen vor, war der Kreis im Laufe der Jahre auf nicht einmal die Hälfte zusammengeschrumpft. Hinzu kommt, dass die Monarchie in der Bevölkerung an Gefallen verliert. Zwar unterstützten laut Umfragen zum 70. Jubiläum noch 62 Prozent der Briten die Krone, doch die Zustimmung nimmt seit Jahren ab. Ohne Königin Elizabeth II. als Konstante dürfte der Rückhalt im Volk weiter sinken und das nicht nur, weil die jüngeren Generationen mit Skandalen und Streitereien an alte Zeiten anknüpfen. Die Queen diente als Kitt für die von Klassen geprägte Gesellschaft, war beliebt und respektiert für ihren unermüdlichen Dienst im Auftrag der Krone. Sie bewahrte sich diese unumstrittene Rolle auch deshalb, weil sie in all den Jahren politisch neutral auftrat und sich öffentlich keine Meinungen erlaubte. Nun soll Charles die Zukunft des Königreichs gehören. Sie zu gestalten gleicht einer Herkulesaufgabe. Denn die Royals verkörpern in all ihrer Traditionsverbundenheit bis heute das alte Britannien, das in der Vergangenheit gefangene Establishment. Der Queen verlieh das Charme und Autorität, sie war eine Frau ihrer Zeit. Aber es ist wenig wahrscheinlich, dass die Intransparenz und Antiquiertheit der Institution noch sehr viel länger von den Untertanen abgenickt werden. Zumindest wäre es zu hoffen.