Kommentar zu den Perspektiven der Energieversorgung Gebot der Vernunft

Meinung · Der Chef des Energiekonzerns Eon sieht die Energiekrise noch nicht als beendet an. Die Möglichkeiten, Energie zu sparen, haben Grenzen. Dennoch hat der Eon-Chef im Grundsatz recht: Energiesparen bleibt eine zentrale Aufgabe, kommentiert GA-Chefredakteur Helge Matthiesen.

Kälter als die eingestellte Temperatur? Dann kann das Entlüften des Heizkörpers sinnvoll sein.

Kälter als die eingestellte Temperatur? Dann kann das Entlüften des Heizkörpers sinnvoll sein.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Wäre Eon-Chef Leonhard Birnbaum Kanzler, er würde vermutlich jedem deutschen Haushalt eine Zielvereinbarung aufs Auge drücken, die genau festlegt, wie viel Energie einzusparen ist. Und wer mehr schafft, bekommt einen Bonus. Leider hält sich das richtige Leben nicht an die Vorstellungen, die Manager sich von komplexen Zusammenhängen machen. Die Möglichkeiten, Energie zu sparen, haben Grenzen. Die rund zehn Prozent, die das Land angesichts zweier durchaus kühler Phasen geschafft hat, sind nicht ganz so schlecht. Dass die Wirtschaft mehr erreicht hat, darf man loben. Es zeigt aber auch, wie viel Spielraum in Produktion und Prozessen bisher steckte, weil Energie sehr preiswert zu bekommen war. Alle Politiker haben es bisher klugerweise vermieden, die Bemühungen der privaten Haushalte und die der Wirtschaft gegeneinander in Stellung zu bringen. Birnbaum ist kein Politiker. Die Diskussion ist im übrigen müßig, denn die Regeln im Falle einer Rationierung von Energie sind sehr klar: Erst die Haushalte, dann die Industrie. Ein neues Krisenszenario aufzubauen und schon mal vorausschauend Schuld zu verteilen, hilft auch nichts. Politik und Energiewirtschaft werden sich weiter intensiv um Alternativen zum russischen Gas und Öl bemühen müssen. Wenn wir diesen Winter heil überstanden haben, ist dafür ausreichend Zeit. Robert Habeck kann sich nicht zurücklehnen und Firmen wie Eon einfach machen lassen. Das würde schiefgehen.