Kommentar Geburtenzahl in Deutschland - Keine Wahlkampfhilfe

Glückwunsch. Dass in Deutschland wieder mehr Babys geboren wurden, ist nicht nur schön für deren Eltern, sondern auch für unsere Gesellschaft, die Kinder so unvergleichlich bereichern.

Nein, gemeint ist zur Abwechslung einmal nicht ihre Rolle als zukünftige Arbeitskräfte und Rentenbeitragszahler. Gemeint ist eine Bereicherung, die sich nicht in volkswirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Rechnungen oder dem Abwägen von Gehaltsausfall und Elterngeld beziffern lässt. Gemeint ist der Reichtum an großen Gefühlen und kleinen Überraschungen, an neuen Sichtweisen und Herausforderungen.

Als Wahlkampfhilfe eignet sich der Geburtenanstieg dagegen wenig. Das scheinen auch die Politiker begriffen zu haben, nachdem Ursula von der Leyen einst über eine Korrektur der Statistik stolperte und auch die amtierende Familienministerin Kristina Schröder die Wirkung des Elterngelds kleinlaut relativieren musste, nachdem dem Geburtenanstieg prompt wieder ein Rückgang folgte.

Trotz der Milliarden, die die Bundesregierung seit Jahren für die Familienpolitik ausgibt, fühlen sich viele Eltern in Deutschland vom Staat im Stich gelassen. Sie fragen sich, warum Schulen und Kindergärten im Renovierungsstau vergammeln, Unterricht ausfällt und Erzieher weniger verdienen als jeder Industriearbeiter. Sie erhalten zwar Betreuungsgeld, aber finden keinen Kita-Platz.

Nicht wegen der deutschen Familienpolitik, sondern trotz der oft fehlgeleiteten Förderungen wurden in Deutschland mehr Babys geboren. Gut, dass Paare mit Kinderwunsch offensichtlich weniger rechnen, als es Politiker glauben.

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