Front National Gedrückte Stimmung

Paris · Die Formulierung des rechtsextremen Abgeordneten Gilbert Collard trifft den Punkt: Die Front National hat bei den französischen Regionalwahlen eine "siegreiche Niederlage" erlebt.

Als stärkste Kraft nach der ersten Runde jagte er den etablierten Parteien einen Schrecken ein und positionierte sich einmal mehr im Zentrum aller Debatten. Für den Gewinn einer Region reichte es zwar trotzdem nicht. Doch genau das könnte ihn sogar stärken.

Denn dieses Ergebnis ist für alle unbefriedigend, die mit ihrem Kreuz einen Warnschuss an die etablierten Parteien abgeben oder gar einen echten Erfolg für Marine Le Pen wollten - und das sind sehr viele.

Es steigert den Frust jener, die sich ohnehin von "denen da oben" weder gehört noch verstanden fühlen. Und es erlaubt der Parteichefin, sich weiterhin als Opfer eines korrupten Systems und einzig wahre Vertreterin des Volkes gegenüber einer abgehobenen Politikerkaste darzustellen, die nicht nach demokratischen Regeln spielen will.

6,8 Millionen Menschen haben für Le Pen gestimmt. Mit den Gründen für diese Stärke gilt es sich auseinanderzusetzen und eine Alternative zu schaffen, die die Lebensbedingungen der Menschen verbessert. Denn es gibt zwar auch einen fest verankerten rechtsextremen Kern in Frankreich, den Parteigründer Jean-Marie Le Pen hinter sich vereint hat. Aber wenn die Bewegung unter seiner Tochter die Größe der Volksparteien erhält, dann auch, weil sie sich als Gegenkraft zu Parteien positioniert, die enttäuschen. Denn es gibt eine bedrückende Stimmung der Hoffnungslosigkeit im Land.

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