Kommentar Gescheiterte Verfassung in Thailand: Gegen die Wand

Das südostasiatische Königreich Thailand hat erneut eine weltweit verbreitete Erkenntnis bestätigt: Militärs können mit Waffengewalt und Unterdrückung zwar jeden Widerstand niederwalzen. Aber kaum jemand besitzt so viel Talent, sich der Lächerlichkeit preiszugeben, wie regierende Generäle.

Am Sonntag verwarfen Thailands Militärs mit Hilfe ihrer eigenen Handlanger einen Verfassungsentwurf, der von den eigenen Handlangern acht Monate lang ausgearbeitet worden war. Die thailändische Junta wird mit dieser Farce verdientermaßen in die Gruppe der inkompetentesten Militärregimes eingehen.

Sicher, der Verfassungsentwurf war so schludrig, miserabel und undemokratisch, dass er in den Papierkorb gehört. Die Generäle, die sich als Hüter der Monarchie verstehen, haben dennoch nach nur 15 Monaten an der Macht gezeigt, dass sie gemeinsam mit der Elite in Bangkok ziemlich ratlos der Zukunft entgegensteuern.

Seit dem Putsch fehlt der gemeinsame Feind in der Gestalt einer gewählten Regierung rund um den verhassten Clan von Ex-Premierminister Thaksin Shinawatra und dessen Schwester Yingluck. Aber nun fällt dem Regime außer Repression fast nichts mehr ein. Die größte Ironie besteht darin, dass angesichts der bisherigen, ruinösen Wirtschaftspolitik des Regimes ausgerechnet die Thailänder am meisten leiden, die den Putsch im vergangenen Jahr unterstützt haben.

Thailands Generäle sind im Begriff, das Land gegen die Wand zu fahren. Vielleicht lernt das Land diesmal, dass Militärs an der Macht keine Lösung darstellen.

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