Kommentar Gesundheitsversorgung von Senioren: Mit Nebenwirkungen

Ärzte stehen bei der Behandlung älterer Patienten vor einem Dilemma: Oft werden von mehreren Fachärzten Mittel gegen verschiedene Krankheiten verschrieben, die später gefährliche Nebenwirkungen hervorrufen oder sich in der Wirkung aufheben.

Die elektronische Gesundheitskarte könnte den Medikamentenmix transparent machen - bisher scheitert die Sammlung der Krankendaten auf einer Karte am Widerstand des Datenschutzes.

NRW-Gesundheitsministerin Steffens hat nun einen interessanten Vorschlag gemacht: Warum sollte die Karte nicht zunächst auf Wunsch nur für Senioren eingeführt werden, für die der Nutzen der Karte mögliche Risiken eindeutig überwiegt? Schließlich droht selbst bei illegaler Offenlegung von Krankendaten kein Nachteil auf dem Arbeitsmarkt.

Dagegen kann der Medikamentenmix böse Folgen für ältere Patienten haben. Jede sechste Verordnung birgt die Gefahr, dass die Pille unerwünscht mit anderen Medikamenten wirkt. Mancher Senior schluckt bis zu 20 Wirkstoffe täglich - teilweise von Ärzten verschrieben oder ohne Rezept in der Apotheke gekauft. Da bleiben Medikamentenirrtümer nicht aus.

In den USA gibt es eine Liste mit 60 Wirkstoffen, die für Ältere unbedenklich sind. Auch das könnte ein Weg zu mehr Therapiesicherheit bei uns sein. Zumindest sollte der Hausarzt aber mit Hilfe von Computerprogrammen die Liste der Arzneimittel des Patienten durchgehen und prüfen, ob sie sich miteinander vertragen. Dass er trotz voller Wartezimmer auch die Zeit findet zum intensiven Informationsaustausch mit Fachärzten und Apotheken bleibt fraglich.

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