Kommentar Gipfeltreffen China/Taiwan - Peking bleibt bissig

Der "historische" Handschlag zwischen den verfeindeten Staatschefs von China und Taiwan mag auf den ersten Blick beeindrucken. Doch bei aller Symbolkraft: Die historische Wende ist am Samstag in Singapur ausgeblieben.

Bei dem ersten Treffen der Staatschefs von Taiwan und der Volksrepublik seit Ende des chinesischen Bürgerkriegs vor 66 Jahren ist es nicht wirklich zu einer politischen Annäherung gekommen.

Das war auch nicht anders zu erwarten. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hat in den vergangenen Jahren mehrfach deutlich gemacht, dass es bei der Taiwan-Frage keine Kompromisse geben wird. Chinas Raketen sind weiterhin auf Taiwan gerichtet.

Dort wiederum regiert mit Ma Ying-jeou ein Präsident, der nicht nur turnusgemäß im nächsten Frühjahr aus seinem Amt scheidet. Mit seinem Annäherungskurs an Peking hat er so viele Taiwaner gegen sich aufgebracht, dass seine Partei, die Kuomintang, bei den anstehenden Wahlen eine desas-tröse Niederlage einfahren wird. In Umfragen liegt sie nur noch unter 20 Prozent.

Der Widerstand gegen Mas Pro-China-Kurs ist vor allem unter jungen Taiwanern groß: Nur noch wenige von ihnen identifizieren sich mit dem Festland, schon gar nicht mit dem autoritären Regime in Peking. Sie sind stattdessen stolz auf ihre Demokratie. Xi wollte das Treffen nutzen, um Wahlkampf für die Kuomintang zu machen. Der Schuss dürfte nach hinten losgehen. Wenn nach den Wahlen im Januar die pekingkritische Opposition in Taipeh an die Macht kommt, wird Peking wieder die Krallen zeigen.

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