Kommentar Griechenland - Bankrotterklärung

Die Einschnitte, die den Griechen nach ihrer Finanz- und Schuldenkrise zugemutet werden, wären in Deutschland undenkbar. Die Art, in der die griechische Politik jetzt mit der Krise umgeht, allerdings auch.

Sechs Wochen nach der letzten Wahl (am 6. Mai) soll schon wieder gewählt werden, weil die Parteien in Athen nicht in der Lage sind, eine handlungsfähige Regierung zu bilden. Man kann auch sagen: Sie haben es immer noch nicht begriffen - oder sie wollen noch größeren parteipolitischen Profit aus der Krise ziehen. Die Wirkung ist in jedem Fall verheerend, die umgehende Reaktion der Finanzmärkte am Dienstag auf die Ankündigung der Neuwahlen beweist das.

Vor der Wahl im Mai hatten bereits viele Kundige geurteilt, sie komme zur Unzeit. Denn die Regierung des vermeintlichen Technokraten Papademos machte saubere Aufräumarbeit. Mit der Wahl war seine Zeit abgelaufen. Am Dienstag scheiterte die Bildung einer "Technokraten"-Regierung am Argument der Politik, eine derartige Führung komme einer Bankrotterklärung der Politik gleich.

Tatsächlich ist es genau umgekehrt: Schon wieder zu wählen, zu wählen, bis das Ergebnis passt, ist die eigentliche Bankrotterklärung. Sie ist zudem mit einem immensen Risiko verbunden. Variante I: Die Griechen haben im Mai ihrem Unmut Luft gemacht und wählen im Juni staatstragender. Das aber ist unwahrscheinlich.

Variante II: Die Proteststimmung im Volk verstärkt sich durch den Überdruss an der Politik noch einmal. Dann wird es für das Land wirklich gefährlich - und für die Eurozone auch.

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