Kommentar Guantánamo - Günstiger Moment

Drei Menschen aus Guantánamo nach über zehn Jahren die Freiheit wiederzugeben, die sie niemals hätten verlieren dürfen, ist kein Anlass Beifall, zu klatschen. Amerikas Unrecht bleibt. Dass die kleine Slowakei (fünf Millionen Einwohner) drei Uiguren eine neue Heimat bietet, ist dennoch zu loben.

Und für niemanden peinlicher als für Deutschland (mehr als 80 Millionen Einwohner) und seine alte Bundesregierung. Vor vier Jahren hatte Berlin die Chance, für jene chinesische Minderheit eine humanitäre Lösung zu finden. Parteien-Gerangel im Wahlkampf und die Angst vor dem Groll Pekings machten das Vorhaben zunichte.

Eine Haltung, die bis heute aufstößt. Ist es doch das regierungsamtliche Deutschland, das sich im Chor derer, die in Guantánamo einen fortgesetzten Verstoß gegen Rechtsstaatlichkeit und Menschlichkeit sehen und nach Abhilfe rufen, von niemandem übertreffen lässt.

Barack Obama, das darf man ihm trotz aller bisherigen Erfolglosigkeit glauben, will den teuren Schandfleck tilgen. Gegen den Widerstand im Kongress. Der Präsident weiß: Das illegitime Internierungslager ist das beste Düngemittel für Radikale, die nach Rechtfertigung für militante Vergeltung suchen. Es ist an der Bundesregierung - trotz NSA - ein Zeichen zu setzen.

Gingen Merkel und Steinmeier bei der Aufnahme von unbedenklichen Häftlingen voran, würden andere folgen. Der Moment war noch nie so günstig. Dass drei Unschuldige den Jahreswechsel in Freiheit erleben durften, kann der Anfang vom Ende des Schandflecks Guantánamo sein.

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