Guttenberg: 30 rote Ampeln

Karl-Theodor zu Guttenberg hat nicht auf seinen Doktortitel "verzichtet". Das konnte er gar nicht. Richtig ist vielmehr, dass die Universität Bayreuth ihm diesen nun offiziell entzogen hat. Richtig und wichtig ist aber auch: Das Vorliegen einer Täuschungsabsicht wurde nicht einmal überprüft.

Damit bleibt Guttenbergs am Mittwoch erneut vorgetragene Behauptung, ohne Vorsatz abgekupfert zu haben, amtlich unwidersprochen. Aus dem Schneider ist er damit freilich nicht.

Denn wer soll das eigentlich glauben, dass man seitenweise plagiieren kann, ohne es selbst zu merken? Das ist in etwa so absurd, als wenn ein Autofahrer, der 30 rote Ampeln überfährt, hinterher behauptet, er habe das "nicht bewusst" und "nicht mit Vorsatz" getan. Jeder Richter würde sagen, dass ein solcher Mann entweder farbenblind oder ein Lügner sei. Hat Guttenberg den Bundestag, hat er die Öffentlichkeit belogen?

Aus dem Schneider ist auch die Universität Bayreuth nicht. Sie muss sich die Frage gefallen lassen, nach welchen Maßstäben ihre Hochschullehrer Arbeiten bewerten. Wie konnte eine aus verschiedensten fremden Werken zusammengeschusterte Dissertation nur die Höchstnote erreichen? Summa cum laude! Dazu hätte man gerne mehr vom Hochschulpräsidenten gehört.

Und schließlich: Die Kanzlerin trennt das Verhalten Guttenbergs in der Plagiatsaffäre von seiner Arbeit als Minister. Vielleicht sollte sie ihn mal fragen, warum er dann für ein privates Schreiben an die Universität einen Briefbogen seines Ministeriums benutzt.

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