Kommentar Harting tut dem Sport gut

MOSKAU · Robert Harting ist der einzige Star der deutschen Leichtathletik. Der Einzige mit einem hohen Bekanntheitsgrad weit über das geneigte Sportpublikum hinaus. Einer mit Traute, einer mit Kante, ein Typ. Alles andere als ein Prolet, auch wenn er regelmäßig nach Siegen bei Großereignissen das vom Bundesinnenministerium und damit dem Steuerzahler finanzierte Trikot mit dem Adler auf der Brust in Stücke reißt.

Ein Ritual ist das, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Usain Bolts Siegergeste ist beste Werbung für die Leichtathletik, Robert Hartings Trikot-Zerstörungswut desgleichen.

"Der Harting" ist kein Revoluzzer, sondern ein Querdenker, redet Klartext und scheint deshalb prädestiniert, um die von ihm geliebte Sportart voranzubringen. So wie Dieter Baumann einer hätte sein können, wenn nicht die Zahnpasta-Affäre dazwischen gekommen wäre.

Zu Hartings Leitsprüchen zählt, dass jenen die Welt gehört, die sie verändern wollen. Zu jenen gehört er. "Wenn ich nicht Gold gewinne, stirbt meine Sportart", ließ er vor den Moskauer Titelkämpfen boulevardesk verbreiten. Fürs Erste hat der Sportler des Jahres 2012 einmal mehr die Welt der Diskuswerfer aus den Angeln gehoben und so gesehen die deutsche Leichtathletik gerettet. Weil er ihr erhöhte Aufmerksamkeit beschert hat.

Für den Herbst hat er ein Konzept angekündigt, das eine Ergänzung zur herkömmlichen Sportförderung sein soll - nicht nur für Leichtathleten. Der 28-Jährige, der sich zu einer nachdenklichen Persönlichkeit entwickelt hat, schaut über den Tellerrand seiner Sportart hinaus. Nicht nur seine Medaillen sind wichtig für Deutschland, sondern auch die Ideen, die er zur Weiterentwicklung des Sports einbringt. Harting ist nicht nur ein Typ, sondern auch ein Ideengeber, und deshalb gut für den deutschen Sport.

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