Kommentar zur Lufthansa Hilferuf des Managements
Meinung | Frankfurt · Die Lufthansa droht nach einem erneutem Milliardenverlust mit betriebsbedingten Kündigungen. Diese Drohung ist als Hilferuf des Managements zu verstehen, kommentiert Brigitte Scholtes.
Staatshilfe und Kündigungen – geht das zusammen? Die Lufthansa hat kein Problem damit, denn der Großaktionär Bund halte sich aus dem operativen Geschäft heraus – wie versprochen. Doch die Drohung mit betriebsbedingten Kündigungen ist wohl eher als Hilferuf des Managements zu verstehen. Denn vor sechs Wochen schon wollten sich die Tarifpartner eigentlich auf ein Kürzungspaket einigen, damit man eben ohne Kündigungen durch diese Krise kommt. Aber immer noch wird verhandelt. Wahrscheinlich hat auch Lufthansa da noch Hausaufgaben zu machen. Doch die Zeit drängt.
Klar ist: Alle Beteiligten müssen in der Krise Federn lassen. Die Steuerzahler müssen wahrscheinlich jahrelang auf die Rückzahlung des Kredits warten, außerdem fließen viele Steuergelder in die Kurzarbeitsgehälter der Beschäftigten – wenn auch Lufthansa diese noch deutlich aufstockt. Die Aktionäre haben einen großen Teil ihres Kapitals durch die Kursentwicklung verloren. Auch die Mitarbeiter sind nun gefordert. Allerdings ist es natürlich etwas anderes, ob ein Vorstand auf die Hälfte seines Fixgehalts verzichtet oder ein Mitarbeiter am Boden oder in der Kabine deutlich weniger Lohn erhält. Die Mitarbeiter haben in der Krise die Lufthansa gestützt, in den nächsten Jahren sollte das offene, vertrauensvolle Klima, das von beiden Seiten ausdrücklich gelobt wurde, nicht aufs Spiel gesetzt werden. Es ist jedoch auch klar: Die Zeit rennt. Je eher es zu einem Abschluss kommt, desto besser.