Kommentar Hilfpaket für Griechenland - Farbe bekennen

Ein Tag der Entscheidung rückt näher. Und die EU-Kommission begeht denselben Fehler wie schon im Ringen um eine Verlängerung des zweiten Hilfspakets. Jean-Claude Juncker schloss damals ein Scheitern aus.

Tatsächlich geschah genau das. Zwar stehen die Zeichen diesmal besser, dass eine Einigung um das dritte Hilfspaket gelingen kann. Doch gerettet ist Griechenland damit noch lange nicht. Wohl nur mit Hilfe der Opposition wird Alexis Tsipras das Paket, sollte es denn rechtzeitig ausgehandelt sein, durch sein Parlament bringen können. Denn nicht nur das Vertrauen der Geldgeber, sondern auch jenes seiner Partei hat er verspielt. Neuwahlen könnten die Folge sein, die das Land in eine weitere Phase der Unsicherheit stürzen könnten. Sie könnte ihm das Genick brechen.

Dass das Syriza-Bündnis so gespalten ist, hat Tsipras selbst zu verschulden. Zu widersprüchlich hat er monatelang die Verhandlungen geführt, abgebrochen, wieder aufgenommen. Am Ende kam ein Kompromiss heraus, den der hellenische Premier zwar einerseits selbst offen ablehnt. Dennoch setzt er sich dafür ein - mangels Alternativen. Tsipras hat es versäumt, die Rhetorik dafür zu nutzen, seine Partei mit ins Boot zu holen. Stattdessen fachte er ihr Misstrauen noch an. Trotzdem soll die Fraktion bald ein Programm durchwinken, das nicht einmal der Ministerpräsident selbst gutheißt.

Tsipras hat nun die Chance, seinen Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Indem er endlich Farbe bekennt und aus dem notwendigen Übel eine Chance für sein Land macht.

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