Kommentar zur Umbettung Francos Historischer Schritt

Meinung · In Spanien ist am Donnerstag der Leichnam des ehemaligen Diktators Francisco Franco umgebettet worden. Die sterblichen Überreste wurden im Familiengrab neben seiner Frau beigesetzt. Das ist ein historischer Schritt, findet GA-Korrespondent Ralph Schulze.

 Verwandte tragen einen Sarg mit den Überresten von Francisco Franco.

Verwandte tragen einen Sarg mit den Überresten von Francisco Franco.

Foto: dpa/Emilio Naranjo

Kein europäischer Rechtsstaat kann es sich erlauben, einen Gewaltherrscher und Feind der Demokratie mit einem riesigen Monument zu ehren. Daher war es für Spanien höchste Zeit, den 1975 verstorbenen Diktator Francisco Franco aus seiner monumentalen Grabstätte vor den Toren der Hauptstadt Madrid zu holen. Zumal das Grab des Tyrannen zu einem Ort der Verherrlichung des Faschismus geworden war und Rechtsradikale aus ganz Europa anzog.

Künftig wird General Franco neben seiner Ehefrau Carmen in einer nicht öffentlich zugänglichen Grabstätte auf einem kleinen Friedhof ruhen. Dieser Ort wird zwar vermutlich ebenfalls in der Zukunft manche Franco-Nostalgiker anlocken. Aber zumindest teilt Franco dann nicht mehr, wie es bisher in seinem Mausoleum der Fall war, die Ruhestätte mit Tausenden seiner Opfer. Deren Angehörige hatten dies zu Recht als Schande empfunden. Der „Führer von Gottes Gnaden“ hatte mehr als 100000 linksorientierte Regimegegner hinrichten lassen.

Dass es überhaupt 44 Jahre dauerte, bis Spanien seinen Unterdrücker aus seinem pharaonischen Grab holte, belegt deutlich, wie schwer sich das spanische Königreich mit der Vergangenheitsbewältigung tut. Was wohl auch daran liegt, dass der unblutige Übergang von der Diktatur zur Demokratie Mitte der 70er Jahre mit einer umstrittenen Generalamnestie einherging. Diese Amnestie kam einem Pakt des Schweigens gleich, mit dem alle Untaten Francos und seiner Schergen unter den Teppich gekehrt wurden.

Nun endlich, mehr als vier Jahrzehnte später, beginnt das gesellschaftliche Tabu zu brechen – und das ist gut so. Die vom spanischen Parlament beschlossene Umbettung der sterblichen Überreste ist ein historischer Schritt Spaniens auf dem Weg zu einer Aufarbeitung des von Franco begonnen spanischen Bürgerkriegs (1936-1939).

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