Kommentar zum Sperrmüll in Bonn Hohe Kosten

Meinung | Bonn · Das System Sperrmüll auf Abruf in Bonn stößt einer Umfrage zufolge auf positive Resonanz. Auch wenn die Straßen dadurch offenbar sauberer sind, hat das neue Prinzip allerdings einen Haken, kommentiert GA-Redakteurin Lisa Inhoffen.

 Nicht mehr an festen Terminen, sondern nur noch auf Abruf will Bonnorange nach Ablauf des Pilotprojekts den Sperrmüll in ganz Bonn abholen.

Nicht mehr an festen Terminen, sondern nur noch auf Abruf will Bonnorange nach Ablauf des Pilotprojekts den Sperrmüll in ganz Bonn abholen.

Foto: Benjamin Westhoff

Nach einer Umfrage von Bonnorange finden es die meisten Bonner, die beim Pilotprojekt mitmachen, inzwischen ganz gut, den Sperrmüll nur auf Abruf abholen zu lassen. Die Abfuhr klappt den Antworten der Befragten zufolge sehr zuverlässig, auch sieht es hinterher auf der Straße zumeist sauberer und ordentlicher aus als bei der herkömmlichen Abfuhr. Das System Sperrmüll auf Abruf hat aber einen Haken: Es ist deutlich teurer als die bisherige Abfuhr des Mülls zu festen Terminen, da natürlich mehr Mitarbeiter zur Annahme und Koordination der Termine benötigt werden. 85 000 Euro höhere Personalkosten sind kein Pappenstiel. Und die werden noch einmal erheblich steigen, wenn das System Sperrmüll auf Abruf stadtweit eingeführt werden soll. Da muss man wohl nicht lange raten, wer die Zeche am Ende zahlen muss. Allein das ist ein Grund, bei der bisherigen Abfuhr zu festen Terminen zu bleiben.

Zumal das etablierte System den großen Charme hat, dass viele Dinge, die man nicht mehr braucht und zum Sperrmüll stellt, von anderen aussortiert und mitgenommen werden. Nachhaltiger geht es kaum, deshalb wäre eine Änderung des Systems gerade auch in Zeiten, wo alle über mehr Klimaschutz diskutieren, ein falsches Signal. Zwar bietet Bonnorange den Teilnehmern des Pilotprojekts hinsichtlich der Möglichkeit der Wiederverwertung bestimmter Sperrmüllsachen eine Beratung an. Doch das Gros der Befragten, so räumt Bonnorange selbst ein, hat kein Interesse an einer Beratung. Schließlich müssten die Leute den ausrangierten Stuhl oder die alte Matratze in der Regel selbst zum Second-Hand-Kaufhaus karren.

Natürlich kann man auch den Unmut der Anwohner verstehen, durch deren Wohnviertel an Sperrmülltagen vor allem gewerbliche Sammler in klapprigen Sprintern fahren, die die Luft mit Dieselgestank verpesten, und deren Insassen oftmals heilloses Chaos auf den Bürgersteigen zurücklassen. Dem Problem könnte man indes mit gezielten Kontrollen entgegen- wirken.

Und: Auch beim System Sperrmüll auf Abruf bleibt die Entsorgung von illegalen Abfällen sicher weiterhin ein Problem. Was Umweltfrevler bisher einfach zum Sperrmüll dazustellen, landet beim anderen System vermutlich dann irgendwo in der Landschaft.

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