Kommentar Illegale Einreisen: Ins Sehnsuchtsland

Die Krisen und Kriege treiben sie nach Norden. Für Zehntausende Flüchtlinge, die den Kämpfen und dem religiösem Radikalismus in Syrien, Irak, Nigeria und Afghanistan oder einer Militärdiktatur wie in Eritrea entkommen wollen, ist Deutschland das Sehnsuchtsland in Europa.

Allein im ersten Halbjahr dieses Jahres haben nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerkes fast 150 000 Menschen versucht, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Sie stranden an den Küsten oder werden in klapprigen Booten von den Küstenwachen dieser Staaten auf dem Meer gerettet. Von dort versuchen sie, weiter nach Norden zu gehen. Nach Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Schweden.

Der wachsende Druck, den Kriege, Armut, Not, Hunger und Dürren erzeugen, ist auch an der deutlich gestiegenen Zahl illegaler Einreisen nach Deutschland abzulesen, der im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht hat. 57 000 unerlaubte Einreisen registrierte die Bundespolizei in 2014 - 75 Prozent mehr als 2013. In diesem Jahr, das erst zur Hälfte vorbei ist, sind es bereits 63.000. Die Zahl der illegalen Einreisen nach Deutschland ist auch deswegen so hoch, weil andere EU-Staaten, darunter das unter grassierender Staatsverschuldung strauchelnde Griechenland, Schutzsuchende bewusst weiterziehen lassen, obwohl sie als Ersteinreiseländer verpflichtet wären, die Flüchtlinge bei sich zu behalten und eventuelle Asylanträge dort zu bearbeiten. So zieht die Karawane weiter.

Staaten des westlichen Balkans wie Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina haben Bundesregierung und eine Mehrheit von Bundestag und Bundesrat schon vor knapp einem Jahr zu sicheren Herkunftsländern erklärt. Flüchtlinge aus diesen Staaten können seither leicht zurückgeschickt werden. Doch Syrien oder Irak sind keine sicheren Herkunftsstaaten. Und sie werden es auf Sicht auch nicht werden. Menschen aus diesen Ländern werden also weiter versuchen, die sichere Festung Europa (und Deutschland) zu erreichen.

So lange Kriege und Krisen nicht überwunden sind, wird auch der Flüchtlingsstrom nicht nachlassen. Die Hoffnung auf eine Perspektive, und sei sie noch so dünn, treibt die Menschen an. Sie kommen, um zu bleiben, weil sie zu Hause kein Leben haben.

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